Ein paar Notizen zur Geschichte des Teeanbaus auf Ceylon

James Taylor und der Teeanbau auf Ceylon
Ceylontee im Welthandel
Der Konflikt zwischen den Singhalesen und Tamilen

Der Löwe von Kandy - Symbol für den Unabhängigkeitskampf der Singhalesen auf der Insel - er ist das Wappentier, daß neben der Nationalflagge auch jede Teekiste, die die Insel verläßt, ziert.

James Taylor und der Teeanbau auf Ceylon

Der ceylonesische Tee ist historisch betrachtet noch ein sehr junger Tee. Erst 1865 begann der Teeanbau auf der Insel. Wiederum waren es die Briten, die den Tee auf der Insel heimisch machten. Ceylon gehörte seit 1803 ebenfalls zum British Empire und wurde anfangs von den Kolonialherren extensiv für den Anbau von Kaffee, Gewürzen und Baumwolle ausgebeutet. Speziell der Kaffee hatte für die Kolonialmacht eine große Bedeutung. Bis 1860 bezog Großbritannien fast seinen gesamten Bedarf an diesen aromatischen Bohnen aus Ceylon. Kaffeeplantagen bildeten daher auch die erste große Monokultur auf Ceylon.

Durch das plötzliche Auftreten einer Pilzkrankheit bei den Kaffeesträuchern wurden aber fast alle Kaffeeplantagen innerhalb kurzer Zeit ruiniert. Die Pflanzer schauten sich nach Ersatz um. Da kamen die Experimente, die der schottische Pflanzer James Taylor im Loolecoondera- Tal, nahe der alten Residenzstadt Kandy, mit Teestecklingen aus Calcutta anstellte gerade recht. Innerhalb kurzer Zeit stellte man die bereits im großen Stil angelegten Plantagen von Kaffee auf  Tee um. Besondere Verdienste bei der Umgestaltung der Kolonialwirtschaft auf dieses für Ceylon neues Produkt hatten die beiden englischen Handelshäuser "Lipton" und "Twining's", die den Vertrieb der nun in großen Mengen erzeugten Tees aufbauten und zu deren Imperien später ganze Landstriche der Insel, inklusive der dazugehörenden Infrastrukturen, gehörten.

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Ceylontee nimmt einen wichtigen Platz im Welthandel einCeylontee gehört im Orient zum Alltagsleben

In Colombo, der Kolonialverwaltungshauptstadt Ceylons, wurde eine Teebörse analog der in Calcutta etabliert. Auf den Auktionen wurden und werden seitdem der größte Teil der angebauten Tees versteigert. Hier auf den Auktionen lieferten sich russische Großkaufleute mit den Einkäufern des Osmanischen Sultans und den britischen Tea-Lords heftige "Gefechte". Ceylontee hatte zeitweise sogar Indien vom ersten Platz im Welthandel mit Tee verdrängt. Traditionell waren auch arabische Händler immer an den Küsten Ceylons mit Handelsniederlassungen vertreten. Die Insel lag schon im Mittelalter auf den Handelsrouten der südarabischen Kaufleute, die sich dort vor allem mit Gewürzen eindeckten.

Mit dem Beginn des Teeanbaus auf der Insel wurden die Araber natürlich auch auf diesen aromatischen Trank aufmerksam. Die gesamte arabische Welt (ausgeschlossen Marokko, das vor allem Grüntee trinkt) hat daher ihre Teekultur auf Basis der kräftig-würzigen Ceylontees aufgebaut. Der Schwarztee wird im Orient mit frischer Minze versetzt und stark gesüßt aus Silberkännchen in feingearbeitete Gläser gegossen. In den Wüsten der Arabischen Halbinsel und auf dem Sinai wird dem Tee Oregano (wilder Majoran) zugegeben. Im Iran und auch in Afghanistan wird er mit Safran versetzt. Um den wachsenden Bedarf abzudecken, holten die Briten schon während der Kolonialzeit Tamilen vom indischen Festland, die gegenüber den einheimischen Singhalesen arbeitswilliger und belastbarer waren. Tamilische Pflückerinnen arbeiteten für einen Hungerlohn auf den Hochlandplantagen im Akkord. 

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Der Konflikt zwischen den Singhalesen und Tamilen

Nach dem Rückzug der Briten von der Teeinsel hatte der neugegründete Staat ein handfestes Problem: den Streit zwischen Tamilen und Singhalesen, der seit Mitte der 80er Jahre sogar in einen brutalen Bürgerkrieg umschlug und bis heute als fast vergessener Konflikt weiterschwelt. Die Singhalesen, Ceylons größte Bevölkerungsgruppe, haben die Insel kulturell und religiös geprägt - Ceylon war unter singhalesischer Herrschaft in drei unabhängige Königreiche aufgeteilt gewesen, deren mächtigstes das von Kandy war. Zahlreiche prachtvolle Tempelbauten, Paläste und Stadtgründungen sind aus dieser Zeit erhalten.

Die Singhalesen führten auch den Unabhängigkeitskampf gegen die Briten an. Die von den Kolonialherren erst vor 100 Jahren ins Land gebrachten Tamilen werden von den Singhalesen als Menschen zweiter Klasse angesehen, als "willfährige Helfer" der Briten bei der Kolonialisierung der Insel. De facto findet man heute in keiner exponierten Stellung im Staate Tamilen. Militär, Polizei, Administration, Management der großen staatlichen Teegesellschaften befinden sich zu hundert Prozent in singhalesischer Hand. Erschwerend kommt hinzu, daß beide Bevölkerungsgruppen unterschiedlichen Religionen anhängen: die Singhalesen sind Buddhisten - die Tamilen hingegen Anhänger des Hinduismus. Diese zusätzliche Barriere hat beide Bevölkerungsgruppen einander so verhaßt gemacht, daß nun mit offenen, militärischen Auseinandersetzungen versucht wird, die Insel in zwei Staaten aufzuteilen. Eine tamilische Guerilla-Armee steht dabei der offiziellen Armee Sri Lankas gegenüber. Mittels Terrorakten (Überfälle, Bombenattentate, Sabotageaktionen usw.) versuchen diese Untergrundkämpfer, ihr Problem in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit zu bringen. Mehr als 40% des Staatsbudgets verschlingt inzwischen schon dieser heimliche Krieg.

Auf die Tee-Industrie wirkt sich dieser Konflikt ausgesprochen negativ aus. Lieferschwierigkeiten der Plantagen, die im Konfliktbereich gelegen sind, Boykott beim Transport der Tees und eine relative Verteuerung der Tees durch die Verknappung der Anbauflächen, die durch Kriegswirren bedingt, nicht mehr bewirtschaftet werden können, sind nur einige der Folgen, die der Bürgerkrieg verursacht. Die Regierung der Republik Sri Lanka ist sich der desolaten Situation inzwischen bewußt und versucht, den Konflikt mittels Verhandlungen zu entschärfen. Vom Erfolg dieser Verhandlungen hängt auch die weitere Entwicklung der Tee-Industrie ab. Viele Mitbewerber aus anderen Ländern (wie z.B. Indonesien, Malaysia, Kenya und Tansania) im internationalen Teegeschäft wittern schon Morgenluft...

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