Lied über einen Teewettstreit

Alljährlich, wenn der Frühling aus fernem Süden naht,
Beginnt das Eis auf dem Yang-Tse-Strom zu schmelzen.
Der Tee an seinen Ufern übertrifft alle anderen
Und wird seit alters von den Unsterblichen gepflanzt,
Die vergangene Nacht brachte Frühlingsdonner nah und fern.
Und freudig sucht die Familie den Weg durch die Wolken,
Dorthin, wo betaute Knospen wachsen in Hülle und Fülle,
Halsketten aus Jade und Perlen liegen verstreut umher.

Die Arbeit eines Morgens kann die Körbe nicht füllen,
Denn nur den feinsten pflücken wir, nicht der Habsucht folgend;
Unsere Leute stampfen und rösten die Blätter aufs beste,
Nun sind die Schuppen gefüllt mit flachen, runden Kuchen,
Der Tee von Pai Yuan wird
Den Kaiserlichen Hof rechtzeitig erreichen

Teewettbewerbe...
waren in der Sung-Dynastie ein höfischer Zeitvertreib, bei dem die Kunst der Teezubereitung (Geschäumter Tee)
bewertet wurde.

Diese höfische Sitte wurde von echten Teeliebhabern
häufig kritisiert, da sie weder Entspannung noch Vergnügen bereitete.
Die Verlierer wurden mit
öffentlichem Spott bedacht.

Unter den hohen Herren beginnt jetzt der Wettstreit
Mit dreifüßigen Öfchen und Teemühlen aus getriebener Bronze,
Mit Krügen besonderen Wassers, herangeholt vom Fluß,
Und goldenen Mörsern, denen grüner Staub entflieht,
Aus glänzenden Jadeschalen steigen schneeweiße Wellen auf,
Wie köstlicher Nektar ist der Tee dieses Wettstreits.

Wie können die gelehrten Herren es ertragen,
Verlierer zu sein ?
Da jedermann auf sie starrt, mit Fingern auf sie zeigt ?
Dem Sieger winkt ewiger Ruhm,
Die Schmach des besiegten Feldherrn dem Verlierer,
Hat doch jedermanns Trank seinen Wert,
Warum dann diesen Wirbel ?

Andere halten solche Dinge für wichtig.
Ich dagegen nehme sie leicht.
Laßt ihnen ihre Illusion,
Ich sehe die Dinge, wie sie sind.
Wieviel besser ist es doch, in die Berge zu gehn,
Dort Tee zu trinken und in der Stille zu weilen,
Die Flügel uns wachsen, auf dem Wind zu reiten,
Warum diese Toren beneiden ?

In der Teepflanzung wetten die Jungen um Strohhalme,
Gewinnen sie, so freuen sie sich,
Als hätten sie kostbare Perlen gewonnen,
Und gehen dann zufrieden nach Hause.

Feng Chung Yien (Sung-Dynastie)

 

 
 
 
 
   
   
 

zurück