Darjeeling - die "Krone" des indischen SchwarzteesDas relativ kleine Hochtal von Darjeeling direkt unterhalb der Eisriesen des Himalaya hat weltweit für Teekenner eine magische Anziehungskraft. Hier werden die feinsten Schwarztees der Welt kultiviert. Heute existieren im Hochtal von Darjeeling 73 anerkannte Gärten (Plantagen), die aufgrund ihrer Lage und der Mischungsverhältnisse von Chinapflanzen, Assampflanzen und neuerdings auch China-Assam-Hybriden ausgesprochen charaktervolle, nussig bis fein muskatige Tees erzeugen.
Die Erntezeiten und ihre qualitativen MerkmaleGepflückt wird aufgrund der extremen Höhenlage (bis 2400 m hoch !)
nur in einer relativ kurzen Wachstumsperiode, die sich in mehrere Ernte-zeiten
aufgliedert: In Between (Ende April bis Ende Mai) hat ertragreichere, mittelbraun- goldockerfarbene Tees, oftmals allerdings nicht so aromatisch wie die klassischen First Flush-Tees. Die Second Flush-Ernte(Anfang Juni bis Mitte Juli) bringt geschmacklich ausgeprägte, aromaintensive Tees mit rotgoldener Tasse und großer Duftfülle hervor, die für viele Teetrinker ein besonderes Vergnügen darstellen. Autumnals (Mitte August bis Anfang Sept.) sind sehr aromatische, dunkelrot färbende Tees mit harmonischer Geschmacksfülle und vollem Duft, qualitativ eher mittlerer Qualität. |
Qualitätskriterien beim TeeanbauDer Teeanbau in Darjeeling ist im Gegensatz zu den anderen indischen Anbauregionen, wo vor allem der quantitative Aspekt des Teeanbaus im Mittelpunkt steht, harten Qualitätskriterien unterworfen. Darjeeling-Tees werden sehr sorgfältig gepflückt und verarbeitet - ähnlich den Tees aus Spitzenanbaulagen Japans, Taiwans oder den "Geheimen Teegärten" Chinas. Für die qualitative Unterscheidung werden zum einen verschiedene Sortierungsverfahren angewandt, so daß ein Garten mehrere Blattgrade und innerhalb der Blattgrade verschiedene Chargen (sogenannte "Invoices") offerieren kann. Die meisten Gärten verfügen über ein modernes Management und werden auf den berühmten Auktionen in Calcutta an die Teehändler der ganzen Welt veräußert. |
Wichtige Blattgrade (Pflückgrade) bei den Teepflückungen
|
Die Verdrängung edler Darjeelings durch ertragreichere HybrideDas Anbaugebiet von Darjeeling ist im Vergleich zu anderen indischen Anbauregionen sehr klein - nur 4% der Gesamternte Indiens werden in Darjeeling erzeugt. Von diesen verhältnismäßig kleinen Erntemengen ist auch nur ein Viertel als Qualitätspflückung zu bewerten. In jüngster Vergangenheit hatten die Darjeeling-Gärten des öfteren Schwierigkeiten, die von den Teetrinkern in aller Welt erwarteten Erntemengen bereitstellen zu können. Aufgrund der relativen Überalterung der Teesträucher in den meisten Gärten ließen die Ernteerträge von Jahr zu Jahr immer mehr nach. In den 80er und 90er Jahren gingen daher die indischen Teeproduzenten in Darjeeling dazu über, planmäßig überalterte Gärten auszudünnen und neue Pflanzen zu setzen. Diese neuen Teesträucher sind größtenteils Hybriden (Kreuzungen aus Sinensis- und Assamicasträuchern), die meist doppelte Erträge im Vergleich zu den alten, reinen Chinasträuchern in Darjeeling erbringen. Kontinuierlich konnte so die Erntemenge in Darjeeling wieder gesteigert werden. Allerdings haben die Hybriden einen großen Nachteil - sie haben nicht mehr den für Darjeelingtees so typischen fein- nussigen Duft... Das heißt, in absehbarer Zeit werden die Darjeelingtees nur noch ein Schatten ihrer großen Vergangenheit sein. |
Kritische Anmerkungen zu gegenwärtigen VermarktungsmethodenExtreme Vermarktungsmethoden, wie zum Beispiel die Nivellierung der Darjeelingtees auf ein niedrigeres Standardniveau (die sogenannten "Kampagnen-Tees") und die Verfälschung der Tees durch Beifügung minderwertiger Sorten aus Terai und Dooars, lassen bei den Endverbrauchern die falsche Hoffnung aufkommen, bei diesem Spitzentee handelt es sich um ein preiswertes Massenprodukt, das in beliebigen Mengen jederzeit zu günstigen Konditionen zur Verfügung steht. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: der Druck der seitens des Marktes auf die Produzenten in Darjeeling ausgeübt wird, mehr und billiger anzubauen, wirkt sich verheerend auf die Qualitäten dieser Tees aus. Immer mehr gehen daher die Teegärten dazu über, ihre wertvollen Chinabüsche, die zwar oftmals über 100 Jahre alt sind und nur noch wenig Ertrag bringen, gegen schnellwachsende, ertragreiche, aber dafür fade und flach schmeckende Hybriden auszutauschen. Viele der Gärten, die einstmals einen großen Namen hatten, produzieren nur noch standardisierte Massentees. Dennoch gibt es auch noch hier rühmliche Ausnahmen, die nach konservativer Methode Spitzentees erzeugen, wie zum Beispiel die Gärten "Risheehat", "Jungpana", "Balasun", "Thurbo", "Steinthal", "Selimbong", "Namring", "Soom" - um nur ein paar aufzuzählen. |