Ein kurzer Blick zurück ins koloniale Zeitalter

Rajpute (Angehöriger der Freien aus Rajasthan)

Erste Versuche mit dem Teeanbau in Indien

Die Entdeckung des Robert Bruce

Der Vormarsch der Briten ins Himalaya-Hochland

Finlay & Co. - Tee in Südindien
   

Erste Versuche mit dem Teeanbau in Indien

Indische Tees sind im Vergleich zu den fernöstlichen Teekulturen noch sehr jung. Erst seit knapp 170 Jahren wird in Indien Tee angebaut. Der ganze Subkontinent gehörte damals fast vollständig zum "British Empire". Nur ein paar kleine Vasallenstaaten in den unzugänglicheren Regionen Nordindiens hatten eine Scheinselbständigkeit, ansonsten war Indien eine Kronkolonie der Briten. Das einstmals prächtige Mogulreich war zusammengebrochen, der letzte Mogul von den Briten ins Exil nach Burma geschickt worden. Von Calcutta aus wurde Indien durch einen britischen Gouverneur regiert, der mittels verbündeter Lakaien alle aufständischen Völker des Subkontinents im Zaume hielt.

Hier in Calcutta liegen auch die Anfänge des indischen Teeanbaus. Im Botanischen Garten von Calcutta experimentierten ein paar englische Wissenschaftler mit zuvor aus China geschmuggelten Teesamen. Damals herrschte zwischen den indischen Häfen am Golf von Bengalen und den Häfen an Chinas Südküste ein reger Schiffsverkehr. Aus Indien wurde Opium in großen Mengen nach China gebracht- das zur damaligen Zeit alleinig akzeptierte Tauschobjekt für chinesische Monopolgüter, wie beispielsweise Tee. Auf diesem Wege gelangten auch die Teesamen nach Calcutta...
1834 gelang es dem Leiter des Botanischen Gartens, Dr. Wallich und dessen Mitarbeiter Gordon, Stecklinge aus den Teesamen zu ziehen. 

 

nach oben

Die Entdeckung des Robert Bruce

Fast zur gleichen Zeit entdeckte der Abenteurer Robert Bruce im unwegsamen Regenwald von Assam, des damals noch weitgehend unerschlossenen Nordostens von Indien, eine interessante Spezie, die dem chinesischen Teestrauch ähnelte: Thea Assamica - die Tropenvariation des Tees. Der Assamteebaum wird bis zu 20 Meter hoch und ist an das tropisch- feuchte Klima Nordindiens bestens angepaßt. Bereits wenige Jahre später legte der Bruder von Robert Bruce die erste Teeplantage Assams an. Er holte sich chinesische Teebauern hinzu, die im feuchtheißen Regenwald von Assam den ersten Tee kultivierten. Schon 1837 konnte der erste Tee geerntet werden und gelangte als exotische Rarität auf den englischen Markt. Der damalige Gouverneur Britisch- Indiens, Lord William Bentinck, trieb die Kultivierung des Teeanbaus in seinem Herrschaftsbereich tatkräftig voran.

Auf seine Initiative hin wurde die "Assam Tea Company" gegründet, die sich speziell für die Erschließung, Kultivierung und den Vertrieb des Assamtees einsetzen sollte. In kürzester Zeit wurden in Assam rings um das verschlafene Provinznest Dibroogarh zahlreiche Teeplantagen angelegt. Assamtee verdrängte aufgrund seines robusteren und würzigeren Charakters die bis dato dominanten Chinatees vom englischen Markt. Die Briten bevorzugten den malzigen Geschmack, der sich hervorragend mit den typischen englischen Süßigkeiten und Gebäck kombinieren ließ. Auch das kalkhaltige, "harte" Wasser der Briten wurde durch diesen tanninreichen Tee bestens neutralisiert. Der Siegeszug des Indischen Tees begann... 

  nach oben

Junge indische Kadetten der Eliteschule des Unionsstaates Harijana. Ihre Vorfahren marschierten in den Reihen des britischen Expeditionskorps in die unwegsamen Höhenregionen des Himalayavorlandes, um diese bis dato unabhängigen Fürstentümer dem britischen Vizekönig und damit der East India Company untertan zu machen.

Der Vormarsch der Briten ins Himalaya-Hochland

Zwanzig Jahre später drangen Britische Soldaten in Regionen vor, die bis dahin nur von ein paar exotischen Abenteurern bereist worden waren: das Himalaya-Vorland mit seinen zauberhaften Hochtälern. Die Britische Kolonialarmee mußte gegen die, sich einer Kolonialisierung widersetzenden Burmesen, kämpfen. Im Gefolge der Auseinandersetzungen rückten die Briten auch in die bisher unbeachteten kleinen Königreiche im äußersten Norden Indiens vor. Das angenehme, milde Klima und die unbeschreiblich schöne Naturszenerie im Himalaya -Vorland zog viele Engländer an, unter ihnen auch zahlreiche Händler, "Planters" (Plantagenbesitzer) und sonstige experimentierfreudige Abenteurer. Natürlich probierten die Briten auch hier, Tee anzubauen. Der Markt boomte und die Nachfrage wuchs ständig... Die im Botanischen Garten von Calcutta gezogenen Stecklinge aus Chinapflanzen wurden von den Briten erfolgreich in den Hochtälern von Darjeeling, Terai und Dooars kultiviert und ergaben wundervoll duftende Tees, die von den Teekennern sofort als außergewöhnlich erkannt wurden. Die Hochtäler, die damals noch dem kleinen Königreich Sikkim zugehörten, wurden von den Briten dem König "abgekauft" und ab 1839 intensiv bewirtschaftet. Ähnlich der "Assam Tea Comapany" wurde auch hier von Lord Bentinck eine eigens auf die Bedürfnisse dieser Region zugeschnittene Gesellschaft etabliert, die "Darjeeling Tea Company".

Haupthindernis für eine schnelle Entwicklung der Region war der Transport aus den unwegsamen Hochtälern hinab ins bengalische Tiefland, also projektierten und bauten die Briten eine der spektakulärsten Eisenbahnen der Welt: die Darjeeling Railway. Unzählige Kurven, tiefe Schluchten und Tunnel galt es, ingenieurtechnisch zu bewältigen. Nach Fertigstellung der Eisenbahn im Jahre 1870 vervielfachte sich der Anbau von Tee in den Hochtälern. Zahlreiche "Pioniere" strömten jetzt nach Darjeeling und gründeten Teegärten, die sich handtuchgleich an den Steilhängen der Hochtäler hinzogen.     

 nach oben

Finlay & Co - Tee in Südindien

Von Calcutta wurden auch Teestecklinge nach Südindien, speziell in die Nilgiri-Hills von Kerala, geschickt um dort eine eigenständige Anbauregion zu etablieren. Die klimatischen Bedingungen waren ähnlich denen in den Hochtälern des Himalaya-Vorlandes - die "Blauen Berge" boten in Höhenlagen von 800 m bis zu 2000 m ideale Anbaulagen. 1834 experimentierte der englische Botaniker Christie mit ersten Teepflanzversuchen. Ab 1850 wurden von Cochin an Indiens Ostküste erste Nilgiri-Tees verschifft.

Der Teeanbau in den Nilgiri-Hills ist eng verbunden mit der schottischen Firma "Finlay & Co.", die ab 1893 einen Großteil der kultivierten Gebiete bewirtschaftete und den Vertrieb der Tees kontrollierte. Innerhalb des "Herrschaftsbereichs" von Finlay & Co. existierte de facto ein eigener Staat mit Sozialstrukturen, Verkehrsverbindungen und Ausbildungsmöglichkeiten für mehr als eine halbe Millionen tamilischer Pflückerinnen und Arbeiter, die so die Grundlage für den relativen Wohlstand dieser südindischen Region schufen.

 

nach oben