Ayurvedische Lebenskultur und Tee

Nepal ist ein stark vom Buddhismus geprägtes Land. Die 20 Mio. Einwohner dieses kleinen Königreichs sind zum größten Teil Anhänger des "Alten Buddhismus", einer etwas archaisch anmutenden Form dieser Religion, die ihre Herkunft vom Hinduismus nicht ganz verleugnen kann. Die Mischung von Inhalten und Ritualen beider Religionen ist in Nepal vor allem anzutreffen.

Ursache dafür ist, daß das ehemals rein buddhistische Königreich vor knapp 250 Jahren von einem indischen Hindu-Prinzen okkupiert wurde und damit eine Monarchie hinduistischer Prägung in einem buddhistischen Land errichtet wurde. Diese Dynastie des Königshauses Shah regiert bis heute noch das Land.

Durch diese einzigartige Verquickung beider Religionen konnten sich auch zahlreiche Geheimlehren und philosophischen Denkschulen im Land erhalten, die in den Nachbarstaaten aufgrund von Umstürzen, Kriegswirren, Einfluß von Islam (Mogulreich) und Christentum (Kolonialverwaltung) längst ins Reich der Mythen und Sagen verwiesen worden sind. Eine der interessantesten Lehren ist hierbei die Ayurvedische Lebensphilosophie, die ähnlich vielen anderen fernöstlichen Lehren einen ganzheitlichen Aspekt als Grundlage der Lebensführung aufweist.

Nepalesischer Mönch beim Drehen der Gebetsmühlen

Ayurveda - zu deutsch: Wissen vom Leben

...ist seit 5000 Jahren auf dem indischen Subkontinent verbreitet. Auf Basis dieser ayurvedischen Lebensprinzipien wurden von nepalesischen Yogis verschiedene Kräuter-Gewürzmischungen entwickelt, die den drei verschiedenen Aspekten ayurvedischer Typenausprägung entsprechen. Diese drei Aspekte ( im Sanskrit "Whacks" genannt) sind im einzelnen:

Vata

als Prinzip kinetischer Lebensenergie (harmonisiert Bewegungsapparat, Nervensystem und Kreislauf) - diesem Prinzip entspricht eine Mischung aus Langkornpfeffer, Rosenblüten, Nelken, Zuckergras, Gelbwurz, Himalayazeder, Kardamom, Zimtrinde und Malvenblüten

Pita
als Prinzip der "geistigen" Lebenskräfte (Pita bedeutet "Feuer" und ist verantwortlich für die Ausprägung mentaler Fähigkeiten, stimuliert den Intellekt und das Gedächtnis) - diesem Prinzip entspricht eine Mischung aus Süßholzextrakt, Gelbwurz, Sandelholz, Edelkastanien, Rundkornpfeffer, Oregano, Weidekraut und Basilikum

Kaph
das Prinzip der Formbildung (strukturiert die Körperkräfte, gibt Stärke und Stabilität, harmonisiert Überschüsse im Körper) - diesem Prinzip wird eine Mischung aus Kreuzkümmel, Zimtblättern, Weißem Pfeffer, Süßholzextrakt, Kardamom, Muskatnuß, Koriander, Langkornpfeffer und Nelken zugeordnet.

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In Form ayurvedischer Kräuterteemischungen namens Ayurvedamrit werden Mischungen zusammengestellt, die den drei Whacks entsprechen. Erstmals wurden diese Tees von einem nepalesischen Yogi namens Kaviraj Vaidya Siddhi Gopal gemischt, dessen Familie seit mehr als 23 Generationen sich mit der Herstellung und Mischung von Bergkräutern aus dem Himalayavorland beschäftigt. Die meisten der in diesen Tees verwandten Kräuter stammen aus Wildsammlungen von Frauen der im höheren Bergland ansässigen Gorkhas, die aufgrund dieser Tätigkeit ein kleines Einkommen haben. Oftmals vereinigen sich die Bergdörfer zu Kooperativen um einen besseren Vertrieb zu gewährleisten. Diese Bergkräutertees sind hinsichtlich ihrer Zubereitung vollkommen anders zu behandeln als klassische Tees. Die reinen Kräuter-Gewürztees läßt man ca. 15 Minuten auf kleiner Flamme kochen. Der Sud wird meist tiefschwarz, leicht ölig. Dann wird dem Sud Milch im Verhältnis 1 : 3 zugegeben und Bienenhonig zum Süßen beigefügt. Fertig ist ein schmackhaftes, exotisch duftendes Getränk, daß im Winter heiß und im Sommer kalt genossen werden kann. Inzwischen werden diese ayurvedischen Kräutermischungen auch mit klassischen Tees vermengt und ergeben so vollkommen neue Tees. Sowohl auf Basis nepalesischer Schwarztees als auch auf Grünteebasis werden inzwischen interessante Tees von den nepalesischen Erzeugern angeboten:

Asha - Hochland- Schwarztee aus dem Ilam-Tal, vermengt mit wildwachsendem Lemongras und den nur im Himalaya-Bergland anzutreffenden Blättern des Guduchi-Strauchs (Cordifolia Tinospara); ein ausgesprochen erfrischend schmeckender Tee, der vitalisierend wirkt

Siddhartha - ähnlich dem Asha , anstelle des Schwarztees wurde für diesen Tee ein kräftiger Grüntee ausgewählt, seine Wirkung entspricht der des Asha, geschmacklich etwas kräftiger, intensiv fruchtig-zitrusartiger Duft

Karnali - eine Mischung aus Hochland-Schwarztee und den ayurvedischen Gewürzen und Kräutern, bestens geeignet für klassische Milch /Sahne-Tees, die mit Honig gesüßt werden können

Koshi - analog dem Karnali eine Mischung mit Grüntee und ayurvedischen Gewürzen und Kräutern, eignet sich nicht zum Aufgießen mit Milch oder Sahne. - mehr kräuterteeartiger Charakter.

In Nepal wird viel mit Lemongras, einem wildwachsenden Bergkraut gekocht und gewürzt. Lemongras eignet sich hervorragend für Kräuterteemischungen und ist sehr bekömmlich. Kalt getrunken ist Lemongras-Tee sehr erfrischend. Auf Basis von wildwachsendem Lemongras haben nepalesische Tee-Kooperativen Bergkräutertees entwickelt, die eine sinnvolle Ergänzung der ayurvedischen Kräuter-Gewürzmischungen darstellen, wie z.B. Tirsana (Lemongras mit Zimtrinde). Übrigens lohnt sich bei allen Tee und Kräuterprodukten aus Nepal ein Hinweis auf die ökologisch verträgliche Herstellung und die geringe Schadstoffbelastung dieser Tees. De facto existiert in Nepal bis heute keine nennenswerte Industrie und keine industriell betriebene Landwirtschaft. Daher sind die Produkte aus diesem exotischen Land deutlich niedriger mit Schadstoffen belastet als aus vergleichbaren anderen Anbauregionen.

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